Verbrauch

Wie kann ich meine Photovoltaik-Anlage bestmöglich nutzen?

Etwa eine halbe Million PV-Anlagen gibt es bereits in Österreich. An sonnigen Tagen liefert die Photovoltaik einen großen Teil der Stromerzeugung, was zu diesen Zeiten die Marktpreise für Strom reduziert. Die Konsequenz des Erfolgs: Mit dem Mehr an Sonnenstrom sinken auch die Einspeisetarife, und das setzt die Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen in traditioneller Betriebsweise unter Druck. Darüber hinaus stellt das Wachstum der Photovoltaik auch die Stromnetze vor große Herausforderungen, was einen netzschonenderen Betrieb der Anlagen erfordert.

Um PV-Anlagen weiterhin bestmöglich nutzen zu können, sollten Betreiber:innen die Betriebsweise modernisieren: Den Eigenverbrauch zu Zeiten starker PV-Produktion erhöhen, den Strom über neue Formen der gemeinsamen Energienutzung z.B. an den Nachbarn oder eine Freundin weitergeben und Überschüsse gezielt und netzschonend in einem Batteriespeicher zwischenspeichern. Die gespeicherte Sonnenenergie kann zu einem späteren Zeitpunkt verbraucht oder bei attraktiveren Preisen eingespeist werden. Wichtige Rahmenbedingungen für diese moderne Betriebsweise werden mit dem neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) geschaffen.

Klassische Betriebsweise einer PV-Anlage kommt unter Druck

Klassisch wird eine PV-Anlage so betrieben: Die Sonnenstromproduktion beginnt langsam mit den ersten Sonnenstrahlen und steigt dann – entsprechendes Wetter vorausgesetzt – bis zu einer Spitze zu Mittag an. Dann sinkt die Erzeugung bis in die Abendstunden wieder in Richtung Null. Der Stromverbrauch hinter dem Zähler – nehmen wir ein Einfamilienhaus an – wird bevorzugt mittels PV-Anlage gedeckt. Reicht die Erzeugung nicht aus, um den Bedarf zu decken, wird zusätzlich Strom aus dem Netz bezogen. Übersteigt die Produktion den momentanen Verbrauch, werden Überschüsse ins Netz – zunehmend auch in eine Energiegemeinschaft – abgegeben. Für eingespeisten Strom bekommen Anlagen eine Vergütung, die als fixer Betrag pro Kilowattstunde (kWh) festgelegt ist. Diese Betriebsweise hat über viele Jahre gut funktioniert, aber sie wird zunehmend zum Problem.

"Klassische" Betriebsweise einer PV-Anlage in einem Haushalt

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Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von ENTSO-E (Verlauf Sonnenstromproduktion) und APCS (Verlauf Stromverbrauch aus Standardlastprofil für einen Haushalt)

Preisverfall durch Sonnenstrom ist Herausforderung und Chance zugleich

Europa ist durch ein dichtes Netz an Stromleitungen verbunden. Es verbindet die Länder zu einem gemeinsamen Strommarkt. Für die Bildung von Strompreisen sind insbesonders Strombörsen relevant. An diesen wird für jede Stunde des Tages ein Strompreis ermittelt, der sich aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu diesen Stunden bildet. Hohe Gleichzeitigkeiten bei der Einspeisung von Sonnenstrom untertags lassen das Angebot ansteigen. Die Folge: Strompreise sinken zu diesen Stunden, immer häufiger werden sie sogar negativ. Das ist gut für jene, die zu diesen Preisen Strom einkaufen, um ihren Bedarf zu decken – es lässt aber den Wert des Photovoltaik-Stroms sinken und Einspeiser bekommen immer weniger Vergütung.

Während der für viele Einspeisetarife relevante „Marktpreis gemäß §41 (1) Ökostromgesetz 2012“ im Krisenjahr 2022 etwa stets über 20 Cent pro Kilowattstunde gelegen ist, beträgt dieser aktuell meist deutlich unter 10 Cent pro Kilowattstunde. Viele Abnehmer:innen zahlen sogar weniger als 5 Cent für eine eingespeiste Kilowattstunde. Das schränkt die finanzielle Attraktivität der direkten Einspeisung aus PV-Anlagen in das Stromnetz ein. Das ElWG soll helfen, alternative Marktmodelle zu etablieren, Einspeisung abseits der „Stoßzeiten“ zu forcieren, den Betrieb von Speichern attraktiver zu machen und in der Folge weiterhin attraktive Erlöse für die Einspeisung zu ermöglichen.
 

Auswirkung von PV-Einspeisespitzen auf Strompreis an der Börse

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Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von ENTSO-E

Stromsystem braucht mehr Flexibilität

Unabhängig davon, ob es 14 Uhr an einem sonnigen Samstag oder 11 Uhr an einem verregneten Dienstag ist: PV-Anlagen bekommen gleich viel Geld für die eingespeiste Kilowattstunde. Es gibt damit keine Anreize („Preissignale“), dann einzuspeisen, wenn günstiger Strom rar ist. Durch die unflexible Einspeisung steigt zu Spitzenzeiten nicht nur die Netzbelastung. Andere Erzeuger:innen – meist sind es Wasserkraftwerke – drosseln als Folge ihre Stromproduktion, indem die Wehre geöffnet werden und das Wasser damit ungenutzt an der Turbine vorbeiläuft. Das passiert teils auf Anordnung eines Netzbetreibers, was wiederum Kosten verursacht, die über die Netzentgelte auf alle Stromkund:innen umgelegt werden.
 

Einfluss der PV-Erzeugung auf die Abregelung von Laufwasserkraft

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Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von ENTSO-E

Mit Eigenverbrauch und Batteriespeichern mehr aus PV-Anlage herausholen

Um den Strom aus PV-Anlagen bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig das Stromnetz zu schonen, muss der Eigenverbrauch gesteigert werden. Möglichst viel des eigenproduzierten PV-Stroms sollte selbst genutzt werden. Um den Verbrauch flexibler zu gestalten, kann eine intelligente Steuerung von Warmwasserbereitstellung, Wärmepumpen, Ladestationen und anderen Geräten helfen.

Der Eigenverbrauch kann auch durch einen Batteriespeicher gesteigert werden. Sonnenstrom wird so zwischengespeichert und in den produktionsarmen Stunden innerhalb der eigenen vier Wände verbraucht. Auch manche E-Auto-Modelle können als Speicher genutzt werden. Durch die Funktion bidirektionales Laden kann der selbst produzierte Sonnenstrom zeitverzögert genutzt werden – oder sogar wieder in das Netz zurückzugeben werden.

Von der "klassischen" zur "modernen" Betriebsweise einer PV-Anlage im Haushalt

Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von ENTSO-E (PV-Daten) und APCS (Standardlastprofil Haushalt)

Der Entwurf zum ElWG sieht Möglichkeiten für die Regulierungsbehörde E-Control vor, Netznutzungsentgelte für Einspeiser einzuführen. Je nach Ausgestaltung dieser können mit der zeitverzögerten Einspeisung von PV-Strom nicht nur höhere Erlöse erzielt, sondern eventuell auch Netzentgelte vermieden werden. Ähnliches betrifft auch die im ElWG-Entwurf vorgesehene Kappung von Einspeisespitzen bei neuen PV-Anlagen auf 60 Prozent der Modulleistung, die so genannte „Spitzenkappung“. Mit mehr Einspeiseflexibilität kann man dieser neuen Regelung entgehen.

Ein Energiemanagement-System übernimmt dabei automatisiert die vorausschauende Verlagerung des Verbrauchs in die Mittagsstunden, die Zwischenspeicherung von selbst produziertem Photovoltaik-Strom in einem Batteriespeicher. Das System wird mit Daten von außen (z.B. Wetter, stündliche Börsepreise für Strom, Signale des Netzbetreibers) und innen (Stromverbrauch, Batteriespeicherstand, Präferenzen des Nutzers bzw. der Nutzerin) gefüttert und kombiniert alle Elemente des häuslichen Energiesystems zu einem optimierten Ganzen.

Moderne Betriebsweise von PV-Anlagen hat weitere Vorteile

Eine moderne Betriebsweise mit Energiemanagement-System bringt nicht nur Vorteile für die Eigentümer:innen der PV-Anlage, sondern hat auch Effekte über die eigenen vier Wände hinaus: Durch flexiblen Verbrauch und den intelligenten Einsatz von Batteriespeichern werden Einspeisespitzen reduziert, die bislang das Netz belasten und zeitweise für ein Überangebot an Strom zu sonnigen Mittagszeiten sorgen. Das sorgt für 

  • eine bessere Auslastung der Netze
  • einen reduzierten Ausbaubedarf und
  • mehr Platz für neue PV-Anlagen.

Das ist wichtig, denn Österreich braucht noch viel mehr selbst produzierte Kilowattstunden Strom auf Basis erneuerbarer Energie. Klar ist jedoch auch: Nicht jede Kilowattstunde ist zu jeder Zeit gleich viel wert. Flexibilitäten und Speicher sind für ein effizientes und leistungsfähiges Stromsystem essenziell.

Ausrichtung der Anlage zusätzlich entscheidend

Viele Photovoltaik-Anlagen sind derzeit Richtung Süden ausgerichtet. Das maximiert zwar den Stromertrag, jedoch wird dadurch der Großteil der Produktion in die Mittagszeit geschoben. In Folge dessen entsteht zur Mittagszeit ein Stromüberschuss, der ins Netz eingespeist werden will. Um die Erzeugung besser über den Tag zu verteilen, richten immer mehr Menschen ihre Anlagen nach Osten und/oder Westen aus oder montieren diese vertikal, etwa an der Fassade. Diese Ost-West-Ausrichtung  dämpft die Mittagsspitze und sorgt dafür, dass mehr PV-Strom da ist, wenn ein Haushalt üblicherweise auch mehr verbraucht (am Morgen und am späten Nachmittag). Vertikal in Richtung Süden montierte Anlagen erlauben hingegen mehr Stromertrag im Winter – zu einer Zeit, in der günstiger Sonnenstrom ohnehin knapp ist. Insgesamt wird die Erzeugung dadurch gleichmäßiger, etwaige Netzbelastungen durch Einspeisespitzen werden reduziert, die Stromproduktion wird in „wertvollere“ Stunden verlagert.

Nähere Informationen zur Ausrichtung, Tools zur Ertragsabschätzung und weitere Informationen für die Konfiguration einer PV-Anlagen lassen sich bei klimaaktiv finden.

Über die eigenen vier Wände hinaus: ElWG schafft neue Möglichkeiten 

Der ElWG-Entwurf vom Juli 2025 stärkt die Rolle von PV-Anlagen-Betreiber:innen auch durch neue Regelungen zur gemeinschaftlichen Energienutzung. Der Rechtsrahmen für erneuerbare Energiegemeinschaften wird – auf Basis des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes – modernisiert und ermöglicht die gemeinsame Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Strom. Das neue Modell auf Basis des ElWG erlaubt es, selbst erzeugten Strom flexibel mit anderen zu teilen. Über Peer-to-Peer-Verträge können aktive Kund:innen Strom direkt untereinander handeln, was neue Geschäftsmodelle und mehr Unabhängigkeit vom Großhandel schafft. Die Rolle der aktiven Kund:innen wird gesetzlich verankert: Sie dürfen Strom erzeugen, speichern, verbrauchen und vermarkten – auch gemeinsam mit anderen.

Diese Regelungen fördern die gemeinsame Energienutzung, stärken die Eigenversorgung und machen PV-Anlagen attraktiver. Betreiber:innen profitieren von mehr Flexibilität, geringeren Netzgebühren und neuen Vermarktungsmöglichkeiten.