Welche Bedeutung hat die Gasspeicher-Befüllung?
Gasspeicher erlauben Gashändlern ein Mehr an Flexibilität, eine saisonal ausgeglichenere Nutzung von Import-Kapazitäten und sie spielen auch vor dem Hintergrund der Versorgungssicherheit und Preisstabilität eine Rolle. Das hat sich auch im letzten Winter gezeigt: Nach dem Gas-Lieferstopp von Russland über die Ukraine wurde in der vergangenen Heizperiode ein großer Teil des Gasbedarfs abgedeckt, indem Gas aus den heimischen Speichern entnommen wurde (mehr zum Rückblick auf die Heizperiode).
Auch für den nächsten Winter wird bereits fleißig vorgesorgt und die Wiederbefüllung der Speicher hat begonnen. Aktuell diskutiert die Europäische Union eine Lockerung der sehr rigiden Vorgaben zur Speicherbefüllung (mindestens 90 Prozent bis 1. November mit Zwischenzielen), was den Druck auf Gaspreise, aber auch Anreize zur Erhöhung der Speicherfüllstände reduziert. Wesentlich für eine marktbasierte Speicherbewirtschaftung ist vor allem, dass das Gas zum Einspeichern im Sommer günstiger ist als der erwartete Gaspreis im Winter. Aus aktueller Perspektive ist das der Fall.
Im Vergleich zu den Wintern 2022/23 sowie 2023/24 wurde viel Gas aus den Speichern entnommen, wie die Grafik zeigt.
Füllstände der Gasspeicher in Österreich (in Prozent)

„Normale“ Speicherentwicklung
Zu Beginn der Heizperiode am 1. Oktober 2024 lagen 94,2 Terawattstunden (TWh) Gas in den Speichern, wobei 20 TWh davon direkt im Eigentum der Republik Österreich stehen – die so genannte strategische Gasreserve. Mit Ablauf des 31. März 2025 – dem Ende der Heizperiode – beträgt der Speicherstand 43,6 TWh. Netto wurden den Speichern also 50,6 TWh entnommen.
Das ist zwar deutlich mehr als in den beiden wärmeren Wintern zuvor, im Vergleich zu anderen Heizperioden – wie 16/17 (71 TWh), 17/18 (63 TWh) oder 20/21 (62 TWh) – allerdings geringer. Die Veränderung in den Gasspeichern ist daher im Normalbereich. Das zeigt der Vergleich mit den vergangenen zehn Heizperioden. Der Speicherstand nach der abgelaufenen Heizperiode (43,6 TWh) liegt über dem Durchschnitt von 39 TWh.
Speicherinhalt der Gasspeicher, jeweils zu Beginn und nach Ablauf der Heizperiode in Österreich (in TWh)

Gasversorgung über neue Lieferrouten
Gasspeicher sind eine wichtige Komponente in der Gasversorgung. Es sind jedoch auch neue Liefer- und Abnahmestrukturen entstanden, die unsere Versorgung sicherstellen. Somit ist das europäische Gassystem resilienter geworden. Das bisherige Speicherbefüllungsziel in Europa von 90 Prozent bis 1. November wird gerade diskutiert, die Vorgaben werden wahrscheinlich gelockert. Österreich hat seine Speicher bereits wieder auf über 50 Prozent gefüllt und ist daher gut aufgestellt.
Neben mehreren Versorgungsrouten und der Befüllung der Gasspeicher gibt es darüber hinaus drei wichtige Punkte, um die Gasversorgung stabil und sicher zu halten:
- Gas sparsam einsetzen oder – sofern möglich – durch Alternativen ersetzen. Besonders im Industriebereich gibt es dafür große Hebel. Dazu gehört auch der beschleunigte Ausbau von erneuerbarer Wärmeerzeugung ohne fossile Energie, wie etwa mit Hilfe von Geothermie, Wärmepumpen und biogenen Reststoffen sowie direktelektrischen Verfahren (evtl. in Hybrid-Betriebsweise).
- Importe für Erdgas weiter diversifizieren und langfristig absichern sowie den Weg für verstärkten Import von klimaneutralem Wasserstoff einleiten.
- Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung, um die Importabhängigkeit insgesamt weiter zu reduzieren. Hier liegt der Fokus auf erneuerbaren Gasen wie Biomethan und grünem Wasserstoff, sowie auf der Stromerzeugung, die Erzeugung aus Gaskraftwerken substituiert bzw. die Basis für die Erzeugung von Wasserstoff und strombasierte Alternativen zu Gas bildet: Windkraft, Wasserkraft und winteroptimierte Photovoltaik sowie Bioenergie. Wichtig dabei: Mit modernisierten Netzkapazitäten und ausreichend Energiespeichern können Flexibilitäten besser genutzt und Gasverbrauch reduziert werden.
In den Grafiken ist der aktuelle Speicherstand der heimischen Gasspeicher zu sehen sowie der Gasspeicherstand im Vergleich zum Vorjahr.