Versorgung

Woher kommt Österreichs Gas?

In den vergangenen Monaten hat sich die Gasversorgung Österreichs grundlegend verändert. Seit Beginn der Lieferungen im Jahr 1968 war Russland der bedeutendste Lieferant von Erdgas für Österreich. Infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine kam es ab 2022 zu Umbrüchen, die schlussendlich auch Österreich betroffen haben. Mit Ende des Jahres 2024 wurde der Transit von russischem Erdgas via Ukraine eingestellt und es gibt nahezu keine Importe mehr über diese Route nach Österreich.

Importe über Gas-Pipelines

Aktuell lassen die technischen Kapazitäten einen Jahresimport von 185 TWh Gas via Deutschland und Italien in das Marktgebiet Ost (alle Bundesländer außer Tirol und Vorarlberg) zu. Die Marktgebiete Tirol und Vorarlberg haben gemeinsam einen Verbrauch von jährlich rund 6 TWh und werden schon heute zu 100 Prozent aus Deutschland versorgt. Nach Fertigstellung des ersten Teils des WAG-Loops (West-Austria-Gasleitung) zum Ausbau der Importkapazität aus Deutschland steigt die Gesamtkapazität für den Import aus Deutschland und Italien in das Marktgebiet Ost auf 212 TWh pro Jahr (geplant ab 2027). Darüber hinaus stehen Importkapazitäten zur direkten Befüllung der Gasspeicher Haidach und 7Fields via Deutschland zur Verfügung (Kapazität: 38 TWh pro Jahr). Zusätzlich sind nach wie vor auch Gasbezüge aus der Slowakei möglich, die technische Importkapazität beträgt hier 573 TWh pro Jahr.

Gasimport-Routen nach Österreich

Die Karte zeigt, aus welchen Ländern Österreich Erdgas bekommt oder früher bekommen hat. Österreich liegt in der Mitte der Karte und ist dunkel eingefärbt. Die Pfeile zeigen, aus welchen Richtungen das Gas kommt oder kam.

Aktuelle Gaslieferungen (funktionierend):
Norwegen (über Deutschland): Norwegisches Gas wird nach Deutschland geliefert und kommt von dort nach Österreich.
LNG (über Deutschland): Flüssiggas (LNG) kommt per Schiff nach Deutschland, wird dort wieder in Gas umgewandelt und über Pipelines nach Österreich transportiert.
LNG & Pipeline (über Italien): Flüssiggas kommt per Schiff nach Italien oder wird über Pipelines aus dem Süden geliefert. Von dort gelangt es nach Österreich.

Frühere Gaslieferungen (außer Betrieb):
Nord Stream 1/2: Diese Pipelines liefen durch die Ostsee von Russland nach Deutschland. Sie sind derzeit außer Betrieb.
via Ukraine: Diese Route führte russisches Gas durch die Ukraine und andere Länder nach Österreich. 

Nicht relevant für Österreich:
Turk Stream: Diese Pipeline führt russisches Gas über das Schwarze Meer und die Türkei nach Südosteuropa. Für Österreich spielt sie keine Rolle.
Quelle: Österreichische Energieagentur

Seit dem Lieferstopp von russischem Pipeline-Gas via Ukraine ab 1.1.2025 bezieht Österreich vermehrt Gas aus Deutschland und Italien, wobei es aber nach Italien auch Exporte bzw. Transite gibt. Die Abschaffung der Gasspeicherumlage auf Exporte aus Deutschland hat den Import von Gas via Deutschland ökonomisch wieder attraktiver gemacht. Ein großer Teil des inländischen Verbrauchs wird – in Kombination mit Importen aus Deutschland und Italien – seit Beginn des Jahres aber aus in Österreich gespeicherten Gasmengen gedeckt.

Nettoflüsse an wichtigen Grenzübergabepunkten (Nettoimporte bzw. -exporte pro Tag)

Stand 16. März 2025. Analyse und Darstellung: Österreichische Energieagentur. Datenquelle: AGGM

Gasspeicher

Österreich verfügt über eine der größten Gasspeicherkapazitäten in Europa: Seit 2007 wurden sie nahezu verdoppelt und betragen nun 101,6 Terawattstunden (TWh), was den jährlichen Gasverbrauch in Österreich weit übersteigt (2023 und 2024: rund 75 TWh). Die Gasspeicher spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der Versorgungssicherheit. 

Insbesondere in Zeiten hoher Nachfrage oder bei Lieferunterbrechungen während der Heizsaison wird Gas aus den Speichern entnommen. Mit wärmeren Temperaturen ab April bewegt sich der Speicherstand meist wieder nach oben, die Einspeichersaison beginnt. Die Marktteilnehmer sind angehalten, die Speicher bis zum nächsten Winter wieder aufzufüllen. 

Die Grafik zeigt, wem das Gas in den heimischen Gasspeichern gehört – diese Information ist wesentlich, da bei einem Energieversorgungsengpass die Eigentumsverhältnisse zu beachten sind. Die strategische Gasreserve, die vom österreichischen Staat angelegt wurde, umfasst 20 TWh und steht im Notfall für österreichische Verbraucher:innen zur Verfügung.

Eigentumsverhältnisse in den Gasspeichern

Quelle: E-Control

Die Übersicht in Tortendiagrammform zeigt die Eigentumsverhältnisse in den österreichischen Gasspeichern.

  • A) zeigt die Strategische Gasreserve. Die strategische Gasreserve ist ein staatlich kontrollierter Erdgas-Vorrat der Bundesregierung, um die Energieversorgung in Österreich sicher zu stellen. Gesamt umfasst sie 20 TWh.
  • Der Tortenteil B) zeigt die „immunisierten Mengen“, die derzeit 2,30 TWh ausmachen. Darunter werden jene Gasmengen verstanden, die Unternehmen gemäß Energielenkungsgesetz §26a selbst eingespeichert und auf die sie auch im Falle einer Energielenkung Zugriff haben.
  • Neben der strategischen Gasreserve und den immunisierten Mengen liegen weitere Gasmengen in den Speichern, die für geschützte Kund:innen in Österreich vorgesehen sind. Derzeit sind das 2,15 TWh (C). Geschützte Kund:innen sind z.B. Haushalte und soziale Dienste wie Krankenhäuser, die immer mit Energie versorgt werden.
  • Das Tortenteil D) zeigt weitere sonstige Mengen, die österreichische Speicherkund:innen in den Speichern eingelagert haben. Diese Mengen (aktuell 8,36 TWh) sind laut Einschätzung der E-Control mit höherer Wahrscheinlichkeit für den österreichischen Markt vorgesehen, können aber auch an nicht-österreichische Kund:innen verkauft werden.
  • Die beiden beige eingefärbten Anteile E) und F) stellen jene Mengen dar, die Speicherkund:innen aus dem Ausland in unseren Speichern liegen haben. Nur 0,09 TWh sind dabei für konkrete Endkund:innen aus anderen Ländern bestimmt. 18,51 TWh an Gas haben Unternehmen aus anderen Ländern bei uns gespeichert. Bei diesen Unternehmen handelt es sich teilweise um internationale Gashändler, die nicht vorab festlegen, in welchem Land sie das eingelagerte Gas verkaufen.