Unabhängigkeit von russischem Gas
Im September stammten 80 Prozent der Gasimporte Österreichs aus Russland. Dieser hoher Anteil relativiert sich mit Blick auf die Gasmengen: Die Importmengen waren seit Kriegsbeginn noch nie so gering. Die Lieferungen wurden gemäß den OMV Verträgen erfüllt, geringe weitere Importmengen (20 Prozent) stammen aus anderen Ländern.
Die Grafik zeigt die monatlichen Netto-Importmengen von Gas aus Russland und anderen Importländern. Die Zahlen weisen in Prozent den Anteil an den gesamten österreichischen Gasimporten aus. Die Balkenlänge zeigt, wie sich die absolute Importmenge seit Februar 2022 verändert hat.
Der Vergleichsmonat ist Februar 2022, da in diesem Monat der Krieg in der Ukraine mit starken Auswirkungen auf die Energiemärkte in Europa begonnen hat. Absolute Importmengen dürfen aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden, daher werden zur Darstellung Indexwerte (Punkte) verwendet.
Als Beispiel zur Interpretation der Angaben:
- Im Februar 2022 und im Dezember 2022 waren die prozentualen Anteile von russischen Importen ähnlich hoch (79 Prozent im Februar vs. 71 Prozent im Dezember). Die bezogene Menge aus Russland war im Dezember 2022 mit 58 Punkten fast um die Hälfte geringer als im Februar 2022 (100 Punkte).
- Im Mai 2022 und im Oktober 2022 hat Österreich mengenmäßig um ein Drittel mehr Gas importiert, als noch im Februar 2022. Dies zeigt der Index.
- Im September 2022 waren 21 Prozent der Importe aus Russland, im Oktober 2022 waren es nur 17 Prozent. Dennoch war die importierte Menge aus Russland im Oktober mit 28 Punkten höher als im September (15 Punkte).
Der Importanteil nicht-russischer Quellen setzt sich zu einem großen Teil aus norwegischem Gas und Flüssiggas (LNG) und zu einem kleinen Teil aus Gas aus Nordafrika und Zentralasien zusammen. Die Importe aus anderen Quellen erfolgen im Wesentlichen über Routen durch Deutschland und Italien. Aktualisiert wird jeweils am Ende des Monats für den Vormonat. Das heißt die Daten für z.B. August werden Ende September eingespielt.
Wie werden wir unabhängig von Russlands Gas?
In der Vergangenheit hatten Pipelines aus Russland beim Bezug von Erdgas einen hohen Stellenwert in Europa. Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine nutzte Russland diese Machtposition, um Druck auf Europa auszuüben und setzte das Gas als kriegsstrategisches Instrument ein. Österreichs Regierung hat reagiert und umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Abhängigkeit von Russlands Gaslieferungen zu vermindern.
In Österreich lag der Anteil des russischen Gases am Gesamtimport lange Zeit bei circa 80 Prozent. Als der Krieg im Februar 2022 begann, lag der Anteil russischer Gasimporte bei 79 Prozent. Seither wurden neue Wege für Importe erschlossen, die den Anteil russischer Gasimporte erheblich gesenkt haben.
Grafik weist Russland-Gasanteil aus
Die Infografik auf der Startseite von energie.gv.at zeigt, wie hoch der Anteil der russischen Gasimporte an den gesamten Importmengen ist. Sie beruhen auf Datenmeldungen an die E-Control. Der Anteil aus nicht-russischen Quellen setzt sich aus norwegischem Gas, Flüssiggasimporten (sogenanntes LNG) und zu kleinen Teilen aus Gas aus Nordafrika und Zentralasien zusammen. Diese nicht-russischen Importe erfolgen im Wesentlichen über die Routen durch Deutschland und Italien.
Berechnet wird der Anteil russischen Gases in zwei Schritten:
- Zuerst werden mit Hilfe von aggregierten Daten von Gasknotenpunkten (das sind Gasübergabepunkte zwischen zwei Ländern) aus der ENTSO-G Transparency Plattform Anteile für die österreichischen Gesamtimporte an den jeweiligen Grenzen errechnet.
- Diese Anteile werden in einer zweiten Stufe mit Daten über Gastransite, welche die E-Control aus dem Marktmonitoring erhält, in einem Modell kombiniert. So können noch genauere Aussagen getroffen werden.
Trotz der genauen Erhebung beruhen die Angaben auf Werten, die einer gewissen Schwankungsbreite unterliegen, denn die Teilnehmer:innen am Gasmarkt müssen der E-Control nicht die exakte Herkunftsquelle der Gasimporte nennen. Aufgrund von Nachmeldungen an die E-Control können sich Werte geringfügig verändern.
Werte variieren nach Verfügbarkeit
Die Regierung ist bemüht, den Anteil russischen Gases konstant zu senken. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Werte von einem Monat auf den anderen auch nach oben gehen. Warum ist das so? Der Anteil der verfügbaren Importe aus anderen Quellen schwankt monatlich und hängt unter anderem von der Verbrauchssituation unserer Nachbarländer ab (vor allem Deutschland und Italien). Zusätzlich kann die Verwendung der Speicher in Österreich durch ausländische Unternehmen zu erhöhten Importen im Sommer und erhöhten Exporten im Winter führen. Auch die Verfügbarkeit von LNG schwankt je nach Saison und ist abhängig von der Situation am Weltmarkt sowie den Wartungszyklen der LNG-Infrastruktur.
Vollständige Unabhängigkeit fossiler Energieträger als langfristiges Ziel
Das Klimaschutzministerium strebt nicht nur die Unabhängigkeit von russischem Erdgas an, sondern möchte generell die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Erdgas, Erdöl und Kohle beenden. Stattdessen sollen immer mehr erneuerbare Energieträger zum Einsatz kommen. Denn nur so kann Österreich energieautark werden, die Treibhausgasemissionen reduzieren und die Klimaneutralität bis 2040 erreichen.