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Import von russischem Gas

Diversifizierungspflicht soll Österreichs Importe von russischem Gas senken

Monatlicher Anteil von russischem Gas an den gesamten österreichischen Netto-Gasimporten. Quelle: ENTSO-G, E-Control

Österreich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten abhängig von russischem Gas gemacht. Zuletzt wurde im Jahr 2018 ein langfristiger Liefervertrag verlängert. Nach Lieferunterbrechungen im Jahr 2022 von russischer Seite wird nun wieder nach Vertrag von Russland nach Österreich Gas geliefert. Gleichzeitig gibt es derzeit in Deutschland sogenannte Gasumlagen, die einen Gasimport über alternative Routen erschweren. Denn die Gashändler müssen dafür seit 1.1.2024 1,86 Euro/MWh zahlen. Gegen diese Maßnahme läuft derzeit ein Pilotverfahren der EU-Kommission.

Diese Umstände führen dazu, dass Österreichs Importanteil von russischem Gas weiterhin sehr hoch ist (zuletzt über 90 Prozent). Die absoluten Zahlen sind aktuell rückläufig, da der österreichische Gasverbrauch im Jahresvergleich deutlich gesunken ist, nach wie vor viel Gas in den Gasspeichern gelagert ist und so insgesamt weniger Gas importiert werden musste.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hat im Februar 2024 daher eine gesetzliche Diversifizierungspflicht vorgeschlagen, die gerade in Ausarbeitung ist. Mehr zu dem Maßnahmenpaket des Klimaschutzministeriums.

Die Grafik zeigt die monatlichen Netto-Importmengen von Gas aus Russland und anderen Importländern. Die Zahlen weisen in Prozent den Anteil an den gesamten österreichischen Gasimporten aus. Die Balkenlänge zeigt, wie sich die absolute Importmenge seit Februar 2022 verändert hat. 

Der Vergleichsmonat ist Februar 2022, da in diesem Monat der Krieg in der Ukraine mit starken Auswirkungen auf die Energiemärkte in Europa begonnen hat. Absolute Importmengen dürfen aus rechtlichen Gründen nicht veröffentlicht werden, daher werden zur Darstellung Indexwerte (Punkte) verwendet. 

Als Beispiel zur Interpretation der Angaben:

  • Im Februar 2022 und im Dezember 2022 waren die prozentualen Anteile von russischen Importen ähnlich hoch (79 Prozent im Februar vs. 71 Prozent im Dezember). Die bezogene Menge aus Russland war im Dezember 2022 mit 58 Punkten fast um die Hälfte geringer als im Februar 2022 (100 Punkte).
  • Im Mai 2022 und im Oktober 2022 hat Österreich mengenmäßig um ein Drittel mehr Gas importiert, als noch im Februar 2022. Dies zeigt der Index.
  • Im September 2022 waren 21 Prozent der Importe aus Russland, im Oktober 2022 waren es nur 17 Prozent. Dennoch war die importierte Menge aus Russland im Oktober mit 28 Punkten höher als im September (15 Punkte).


Der Importanteil nicht-russischer Quellen setzt sich zu einem großen Teil aus norwegischem Gas und Flüssiggas (LNG) und zu einem kleinen Teil aus Gas aus Nordafrika und Zentralasien zusammen. Die Importe aus anderen Quellen erfolgen im Wesentlichen über Routen durch Deutschland und Italien. Aktualisiert wird jeweils am Ende des Monats für den Vormonat. Das heißt die Daten für z.B. August werden Ende September eingespielt. 

Wie gelingt der Ausstieg von russischem Gas?

In der Vergangenheit hatten Pipelines aus Russland beim Bezug von Erdgas einen hohen Stellenwert in Europa. Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine nutzte Russland diese Machtposition, um Druck auf Europa auszuüben und setzte das Gas als kriegsstrategisches Instrument ein. Österreichs Regierung hat reagiert und umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Gasliefermengen zu senken. 

In Österreich lag der Anteil des russischen Gases am Gesamtimport lange Zeit bei circa 80 Prozent. Als der Krieg im Februar 2022 begann, lag der Anteil russischer Gasimporte bei 79 Prozent. Seither wurden neue Wege für Importe erschlossen, die den Anteil russischer Gasimporte erheblich gesenkt haben. 

Grafik weist Russland-Gasanteil aus

Die Infografik auf der Startseite von energie.gv.at zeigt, wie hoch der Anteil der russischen Gasimporte an den gesamten Importmengen ist. Sie beruhen auf Datenmeldungen an die E-Control. Der Anteil aus nicht-russischen Quellen setzt sich aus norwegischem Gas, Flüssiggasimporten (sogenanntes LNG) und zu kleinen Teilen aus Gas aus Nordafrika und Zentralasien zusammen. Diese nicht-russischen Importe erfolgen im Wesentlichen über die Routen durch Deutschland und Italien. 

Berechnet wird der Anteil russischen Gases in zwei Schritten:

  1. Zuerst werden mit Hilfe von aggregierten Daten von Gasknotenpunkten (das sind Gasübergabepunkte zwischen zwei Ländern) aus der ENTSO-G Transparency Plattform Anteile für die österreichischen Gesamtimporte an den jeweiligen Grenzen errechnet. 
  2. Diese Anteile werden in einer zweiten Stufe mit Daten über Gastransite, welche die E-Control aus dem Marktmonitoring erhält, in einem Modell kombiniert. So können noch genauere Aussagen getroffen werden.

Trotz der genauen Erhebung beruhen die Angaben auf Werten, die einer  gewissen Schwankungsbreite unterliegen, denn die Teilnehmer:innen am Gasmarkt müssen der E-Control nicht die exakte Herkunftsquelle der Gasimporte nennen. Aufgrund von Nachmeldungen an die E-Control können sich Werte geringfügig verändern.

Werte variieren nach Verfügbarkeit

Die Regierung ist bemüht, den Anteil russischen Gases konstant zu senken. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Werte von einem Monat auf den anderen auch nach oben gehen. Warum ist das so? Der Anteil der verfügbaren Importe aus anderen Quellen schwankt monatlich und hängt unter anderem von der Verbrauchssituation unserer Nachbarländer ab (vor allem Deutschland und Italien). Zusätzlich kann die Verwendung der Speicher in Österreich durch ausländische Unternehmen zu erhöhten Importen im Sommer und erhöhten Exporten im Winter führen. Auch die Verfügbarkeit von LNG schwankt je nach Saison und ist abhängig von der Situation am Weltmarkt sowie den Wartungszyklen der LNG-Infrastruktur. 

100% erneuerbare Energie als langfristiges Ziel

Das Klimaschutzministerium möchte den Verbrauch von fossiler Energie wie Erdgas, Erdöl und Kohle auf ein Minimum begrenzen. Stattdessen sollen immer mehr erneuerbare Energieträger zum Einsatz kommen. Denn nur so kann Österreich energieautark werden, die Treibhausgasemissionen reduzieren und die Klimaneutralität bis 2040 erreichen.