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Unabhängigkeit von russischem Gas

Wie werden wir unabhängig von Russlands Gas?

In der Vergangenheit hatten Pipelines aus Russland beim Bezug von Erdgas einen hohen Stellenwert in Europa. Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine nutzte Russland diese Machtposition, um Druck auf Europa auszuüben und setzte das Gas als kriegsstrategisches Instrument ein. Österreichs Regierung hat reagiert und umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Abhängigkeit von Russlands Gaslieferungen zu vermindern. 

In Österreich lag der Anteil des russischen Gases am Gesamtimport lange Zeit bei circa 80 Prozent. Als der Krieg im Februar 2022 begann, lag der Anteil russischer Gasimporte bei 79 Prozent. Seither wurden neue Wege für Importe erschlossen, die den Anteil russischer Gasimporte erheblich gesenkt haben. Inzwischen konnte der Anteil russischer Gasimporte signifikant reduziert werden. Eine Berechnung der E-Control weist die Importanteile erstmals im Detail aus.

Grafik weist Russland-Gasanteil aus

Die Infografik auf der Startseite von energie.gv.at zeigt, wie hoch der Anteil der russischen Gasimporte an den gesamten Importmengen ist. Sie beruhen auf Datenmeldungen an die E-Control. Der Anteil aus nicht-russischen Quellen setzt sich aus norwegischem Gas, Flüssiggasimporten (sogenanntes LNG) und zu kleinen Teilen aus Gas aus Nordafrika und Zentralasien zusammen. Diese nicht-russischen Importe erfolgen im Wesentlichen über die Routen durch Deutschland und Italien. 

Berechnet wird der Anteil russischen Gases in zwei Schritten:

  1. Zuerst werden mit Hilfe von aggregierten Daten von Gasknotenpunkten (das sind Gasübergabepunkte zwischen zwei Ländern) aus der ENTSO-G Transparency Plattform Anteile für die österreichischen Gesamtimporte an den jeweiligen Grenzen errechnet. 
  2. Diese Anteile werden in einer zweiten Stufe mit Daten über Gastransite, welche die E-Control aus dem Marktmonitoring erhält, in einem Modell kombiniert. So können noch genauere Aussagen getroffen werden.

Trotz der genauen Erhebung beruhen die Angaben auf Werten, die einer  gewissen Schwankungsbreite unterliegen, denn die Teilnehmer:innen am Gasmarkt müssen der E-Control nicht die exakte Herkunftsquelle der Gasimporte nennen. Aufgrund von Nachmeldungen an die E-Control können sich Werte geringfügig verändern.

Werte variieren nach Verfügbarkeit

Die Regierung ist bemüht, den Anteil russischen Gases konstant zu senken. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Werte von einem Monat auf den anderen auch nach oben gehen. Warum ist das so? Der Anteil der verfügbaren Importe aus anderen Quellen schwankt monatlich und hängt unter anderem von der Verbrauchssituation unserer Nachbarländer ab (vor allem Deutschland und Italien). Zusätzlich kann die Verwendung der Speicher in Österreich durch ausländische Unternehmen zu erhöhten Importen im Sommer und erhöhten Exporten im Winter führen. Auch die Verfügbarkeit von LNG schwankt je nach Saison und ist abhängig von der Situation am Weltmarkt sowie den Wartungszyklen der LNG-Infrastruktur. 

Im Dezember 2022 ist der Anteil russischen Gases an den Gesamtimportmengen zwischenzeitlich wieder auf 71 Prozent geklettert. Dies hat im wesentlichen folgende Ursachen:

  • Österreich benötigt derzeit deutlich weniger Importe, da der Gasbedarf aus den nahezu vollen Speichern verwendet wird. Der Verbrauch lag laut E-Control im Dezember bei 10,82 TWh. Demgegenüber stehen Speicherentnahmen von netto ca. 6,47 TWh. Nachdem insgesamt deutlich weniger Gas importiert wird, steigt prozentuell der Anteil von russischem Gas deutlich stärker als in absoluten Zahlen.
  • Viele europäische Länder besitzen deutlich kleinere Speicher und sind in der kalten Jahreszeit viel stärker auf Lieferungen angewiesen. Deshalb wird aktuell vergleichsweise wenig bis kein Gas aus Deutschland und Italien nach Österreich geliefert.
  • In der Vergangenheit hat Russland seine Lieferungen stark reduziert. Diese Einschränkungen sind für österreichische Abnehmer zurückgegangen. Durch die stark verringerten Gesamtimportmengen wirken sich die leicht gestiegenen Gasliefermengen aus Russland prozentuell stärker aus.
  • Pipeline-Lieferungen werden in der Regel mit den Preisen des Vormonats gehandelt. Im November waren die Preise vergleichsweise niedrig, dementsprechend war es wirtschaftlich attraktiver, Pipelinegas zu kaufen.

Die Darstellung veranschaulicht, die vergleichsweise geringeren Importmengen.

Monatlicher Anteil von russischem Gas an den gesamten österreichischen Netto-Gasimporten

Die Grafik zeigt den monatlichen Anteil von russischem Gas an den gesamten österreichischen Netto-Gasimporten von Februar 2022 bis Februar 2023.
Datenquelle: ENTSO-G, E-Control Visualisierung: Österreichische Energieagentur

Vollständige Unabhängigkeit fossiler Energieträger als langfristiges Ziel

Das Klimaschutzministerium strebt nicht nur die Unabhängigkeit von russischem Erdgas an, sondern möchte generell die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern wie Erdgas, Erdöl und Kohle beenden. Stattdessen sollen immer mehr erneuerbare Energieträger zum Einsatz kommen. Denn nur so kann Österreich energieautark werden, die Treibhausgasemissionen reduzieren und die Klimaneutralität bis 2040 erreichen.