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Gut zu wissen über Gas

Gaspreis Börse (Euro pro MWh)

Monatlicher Gasverbrauch im Vorjahresvergleich 

Gasverbrauch in Österreich rückläufig

-22,2 %
4,77 TWh
im Vergleich zu
3,71 TWh

Gasverbrauch pro Monat im 5-Jahres-Vergleich (in TWh)

Aktuelle Heizpreise (für Endkund:innen in Euro)

Heizöl am 1.7.2024

Veränderung zur Vorwoche: +0%
1,182
Euro/l

Gas am 1.7.2024

Veränderung zum Vormonat: +0%
0,0906
Euro/kWh

Strom am 1.7.2024

Veränderung zum Vormonat: +7%
0,2211
Euro/kWh

Pellets im Juli 2024

Veränderung zum Vormonat: +0%
0,2853
Euro/kg

Gibt es auch genug Gas, wenn ab 2025 kein Gas mehr über die Ukraine transportiert wird? 

Ja. Analysen unterschiedlicher Szenarien der Österreichischen Energieagentur in Zusammenarbeit mit der Regulierungsbehörde E-Control zeigen für den Betrachtungszeitraum Mai 2024 bis Mai 2026, dass Österreich im Falle eines Ausfalls russischer Gaslieferungen über die Ukraine keine Gasmangellage zu erwarten hat. 


Im Vergleich zum Beginn der Energiekrise (Februar 2022), als die Gasspeicher nur zu 30 Prozent gefüllt waren und Russland seine Gaslieferungen gedrosselt hat, ist die Situation aufgrund von niedrigerem Gasverbrauch und mehr Gas-Bezugsquellen nun deutlich besser.

Österreich hat im Falle eines Ausfalls russischer Gaslieferungen keine Gasmangellage zu erwarten. Die Gründe dafür sind:

1. Hohe Gas-Speicherstände 

Mit Stand Mitte Juli 2024 liegt der Füllstand der Gasspeicher in Österreich bereits wieder bei 85 Prozent, was rund 85 TWh entspricht. 20 TWh davon stehen der Republik Österreich als strategische Gasreserve zur Verfügung. Zur Erreichung des Speicherziels – mindestens 90 % Füllstand mit 1. November – fehlt nicht mehr viel.

Gasspeicherfüllstand in Österreich, Stand Juli 2024. Analyse und Darstellung: Österreichische Energieagentur, Datenquelle: AGSI
Gasspeicherfüllstand in Österreich, Stand Juli 2024. Analyse und Darstellung: Österreichische Energieagentur, Datenquelle: AGSI

2. Wenig Verbrauch von Gas

Der Gasverbrauch liegt 2024 (bis inklusive 12. Juli 2024) rund 23 % unter dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022. Die Gründe für den niedrigeren Gasverbrauch sind überdurchschnittlich hohe Temperaturen in den vergangenen Jahren, Effizienzmaßnahmen, reduzierte industrielle Aktivität, betriebliche Umstellungen beim Einsatz von Gas und der Ausbau erneuerbarer Energie in der Strom- und Wärmeerzeugung.
Abgeleitet von historischen Erfahrungswerten kann für 2024 ein Jahresgasverbrauch zwischen 70 und 82 TWh erwartet werden, womit man ein Hochverbrauch-Szenario (89 TWh Jahresverbrauch) de facto ausschließen kann.
 

Kumulierter Gasverbrauch in Österreich in TWh (Stand 12. Juli 2024). Analyse und Darstellung: Österreichische Energieagentur, Datenquelle: AGGM
Kumulierter Gasverbrauch in Österreich in TWh (Stand 12. Juli 2024). Analyse und Darstellung: Österreichische Energieagentur, Datenquelle: AGGM

3. Importmöglichkeiten aus Deutschland und Italien 

Aktuell lassen die technischen Kapazitäten einen Jahresimport von 160 TWh Gas via Deutschland und Italien in das Marktgebiet Ost zu. Die Marktgebiete Tirol und Vorarlberg haben gemeinsam einen Verbrauch von jährlich rund 6 TWh und werden schon heute zu 100 % über Deutschland versorgt. Bereits ab Oktober 2024 steigt die gesamte Importkapazität via Italien und Deutschland in das Marktgebiet Ost wegen der Erweiterung der Infrastruktur für den Import aus Italien via Arnoldstein von 160 auf 185 TWh pro Jahr. Wenn der erste Teil des WAG-Loops (West-Austria-Gasleitung) fertiggestellt wird, steigt die Importkapazität aus Deutschland und Italien in das Marktgebiet Ost auf 212 TWh pro Jahr. Die Ausweitung von Importkapazitäten erhöht Sicherheiten und wirkt entspannend auf Preise.

4. Diversifiziertere Gasversorgung in Österreichs Nachbarländern

Deutschland und Italien haben ihre Gasversorgung so aufgestellt, dass sie kein Pipeline-Gas aus Russland mehr beziehen müssen. Abflüsse aus Österreich in diese Länder gibt es derzeit nur durch Gasspeicherbewegungen Die anderen Nachbarländern können auf diese Importländer ausweichen:

  • Slowenien (rund 8 bis 10 TWh Verbrauch p.a.) kann gegebenenfalls auf Importe aus Kroatien, Italien und Österreich ausweichen. 
  • Ungarn (rund 100 bis 110 TWh Verbrauch p.a.) kann gegebenenfalls auf Importe aus Österreich, Rumänien , Serbien, Kroatien, Slowakei und Ukraine ausweichen. 
  • Slowakei (rund 50 bis 55 TWh Verbrauch p.a.) kann gegebenenfalls auf Importe aus Polen, Tschechien, Österreich und Ungarn ausweichen. 

Steigen die Gaspreise, wenn kein Gas mehr aus Russland kommt?

Das genaue Ausmaß eines Preisanstiegs hängt stark von der konkreten Situation im Moment des Lieferstopps ab. Bei einem verminderten Angebot von Gas kann es aber zu Preissprüngen kommen. Analysen zeigen aber, dass Preisanstiege allerdings nicht so hoch ausfallen und nicht so lange andauern wie 2022, da sich das europaweite Angebot an Gas inzwischen an die veränderte Situation angepasst hat und sich neue Quellen für Gasbezüge etabliert haben.

Dabei spielen etwa der (europaweite) Verbrauch von Gas, die Speicherstände und die verfügbare Infrastruktur sowie das Ausmaß an bereits erfolgten Präventivmaßnahmen zur schnellen Substitution russischen Gases eine zentrale Rolle. Da die Transportkapazitäten von Deutschland und Italien (inklusive Erweiterungen) grundsätzlich ausreichen, um den österreichischen Gasbedarf abzudecken, ist auch ökonomisch davon auszugehen, dass sich die Großhandelspreise dieser Länder durch Marktmechanismen mittelfristig wieder annähern.

Preissprünge können darüber hinaus auch durch präventive Maßnahmen vermieden oder gedämpft werden: Versorger österreichischer Endkund:innen können technisch verfügbare Kapazitäten nutzen und Gasmengen für ihre Kund:innen diversifizieren und absichern. Mit dem Gasdiversifizierungsgesetz können Zusatzkosten für den Bezug von Gas aus nicht-russischen Quellen für den Absatz in Österreich abgefedert werden.

Wie viel Gas verbraucht wer in Österreich?

Gasverbrauch der vergangenen 12 Monate in TWh nach Sektoren und im Vergleich zum Gasverbrauch im 5-Jahres-Durchschnitt. Quelle: E-Control

Gasverbrauch nach Sektoren der vergangenen 12 Monate (in TWh)

Die Grafik zeigt den Gasverbrauch in den vergangenen zwölf Monaten von Haushalt und Gewerbe, Industrie sowie für Strom & Fernwärme in TWh und vergleicht den Gesamtverbrauch mit dem 5-Jahres-Durchschnitt. Die prozentuelle Veränderung des Gasbedarfs ist ersichtlich, sobald der Mauszeiger über die Grafik bewegt wird. 


Es zeigt sich, dass der Gasbedarf der Industrie über die Monate relativ konstant ist. Haushalte und Gewerbe benötigen in der wärmeren Jahreshälfte weniger Gas (z.B. um Wohnungen und Häuser zu heizen), ebenso wird außerhalb der Heizperiode von Oktober bis März wenig Gas benötigt, um genügend Strom und Fernwärme bereit zu stellen.
Die Daten stammen von E-Control und werden monatlich aktualisiert. Die Daten des jeweils aktuellsten Datenpunkts (entspricht dem aktuellsten Monat) sind vorläufige Daten, geringfügige Änderungen bei der sektoralen Aufteilung sind möglich.

Energetischer Gasendverbrauch 2023

Die Infografik zeigt den energetischen Endverbrauch von Gas im Jahr 2023. Details finden Sie im Text, der auf das Diagramm folgt.
Gasverbrauch 2023 in Prozent, 100 Prozent entspricht rund 40,14 Terawattstunden (TWh), Quelle: Energiebilanz 2023 der Statistik Austria

2023 waren 62 Prozent des Gasverbrauchs auf den produzierenden Bereich zurückzuführen. In der energieintensiven Produktion, etwa der von Stahl, Glas oder auch Kunstdünger, ist Gas derzeit mehr oder weniger alternativlos. Der fossile Brennstoff wird in diesem und im nächsten Jahrzehnt jedoch durch alternative Technologien, grünen Wasserstoff oder Biomethan ersetzt.

Weitere 28 Prozent des Gasverbrauchs sind auf private Haushalte zurückzuführen, die Gas u.a. zum Heizen und Kochen verwenden. Diese Mengen können gut durch elektrischen Strom oder Biomasse ersetzt werden. Drittgrößter Verbraucher von Gas war der Sektor Dienstleistungen (8,5 Prozent). Der Verkehrsbereich benötigte im Vorjahr 0,8 Prozent des Gases (primär für den Transport von Gas in Pipelines) und die verbleibenden 0,5 Prozent entfielen auf die Landwirtschaft.

Österreich hat zwischen 2017 und 2021 im jährlichen Durchschnitt 95 TWh Gas verbraucht, was im Gegensatz zum Endverbrauch auch den Verbrauch in Kraftwerken, den nichtenergetischen Verbrauch und die Erzeugung von Fernwärme umfasst. Mit 49,6 TWh ist ein Großteil davon auf die jeweiligen Heizperioden (Oktober bis inklusive März) zurückzuführen. 

Wem gehört das Gas in unseren Speichern?

Eigentumsverhältnisse in den Gasspeichern

Quelle: E-Control

Die Übersicht in Tortendiagrammform zeigt die Eigentumsverhältnisse in den österreichischen Gasspeichern. 
A) zeigt die Strategische Gasreserve. Die strategische Gasreserve ist ein staatlich kontrollierter Erdgas-Vorrat der Bundesregierung, um die Energieversorgung in Österreich sicher zu stellen. Gesamt umfasst sie 20 TWh. 19,46 TWh davon sind bereits in den österreichischen Speichern, die 0,54 TWh liegen in einem slowakischen Speicher, der direkt an Österreich angebunden ist.

Der Tortenteil B) zeigt die „immunisierten Mengen“, die derzeit 5,47 TWh ausmachen. Darunter werden jene Gasmengen verstanden, die Unternehmen gemäß Energielenkungsgesetz §26a selbst eingespeichert und auf die sie auch im Falle einer Energielenkung Zugriff haben. 

Neben der strategischen Gasreserve und den immunisierten Mengen liegen weitere Gasmengen in den Speichern, die für geschützte Kund:innen in Österreich vorgesehen sind. Derzeit sind das 5,09 TWh (C). Geschützte Kund:innen sind z.B. Haushalte und soziale Dienste wie Krankenhäuser, die immer mit Energie versorgt werden.  

Das Tortenteil D) zeigt weitere sonstige Mengen, die österreichische Speicherkund:innen in den Speichern eingelagert haben. Diese Mengen sind laut Einschätzung der E-Control mit höherer Wahrscheinlichkeit für den österreichischen Markt vorgesehen, können aber auch an nicht-österreichische Kund:innen verkauft werden. 

Die beiden beige eingefärbten Anteile E) und F) stellen jene Mengen dar, die Speicherkund:innen aus dem Ausland in unseren Speichern liegen haben. Nur 0,41 TWh ist dabei für konkrete Endkund:innen aus anderen Länder bestimmt. 38,34 TWh an Gas haben Unternehmen aus anderen Ländern bei uns gespeichert. Bei diesen Unternehmen handelt es teilweise um internationale Gashändler, die nicht vorab festlegen, in welchem Land sie das eingelagerte Gas verkaufen.

Stand: 02.07.2024