Wie ist der Stand zur erneuerbaren Stromerzeugung in den Bundesländern?
Die Energiewende schreitet rasch voran: In den vergangenen Jahren konnte der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung deutlich gesteigert werden. Gerade viele Privatpersonen in Österreich, die sich eine PV-Anlage aufs Dach montiert haben, trugen stark zu dieser positiven Entwicklung bei. Damit wir dieses Tempo halten und unser Energiesystem auf erneuerbare Beine stellen, müssen wir auch in den kommenden Jahren entschlossen die notwendigen Schritte setzen: etwa mehr ausgewiesene Flächen, die sich für Windparks sowie größere PV-Anlagen eignen, sowie den Ausbau von Netzen, Speichern und wichtigen Flexibilitätsoptionen.
Die Voraussetzungen in den Bundesländern wie auch ihre Pläne, Erneuerbare in den nächsten Jahren auszubauen, unterscheiden sich stark. Aus Wasserkraft schöpft Österreich den meisten erneuerbaren Strom – dies schlägt sich auch in den Zahlen nieder, denn Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich sind mit den Wasserkraftwerken an der Donau, dem Inn, der Drau, der Enns und der Mur Spitzenreiter bei der erneuerbaren Stromerzeugung. Das meiste Zubau-Potenzial gibt es bei Photovoltaik und Wind. Dort besteht auch noch viel Aufholbedarf: Oberösterreich hat im Jahr 2022 etwa mehr Strom aus Photovoltaik erzeugt als vier Bundesländer im Westen gemeinsam. Fünf Bundesländer im Westen Österreichs erzeugten zusammengerechnet nur 1,39 Prozent der gesamten Windenergie. In einigen Regionen benötigt es also noch deutlich mehr Engagement, damit Österreich seine Ziele erfüllen kann.
Bundesländer bei Zielerreichung wesentlich
Österreich hat ambitionierte Ziele: bis 2030 soll der gesamte Stromverbrauch zu 100 Prozent (national bilanziell) aus Erneuerbaren gedeckt werden. Dies sorgt für stabile Preise und stärkt die Versorgungssicherheit und inländische Wertschöpfung. Bis 2040 will Österreich klimaneutral sein. Dafür muss das gesamte Energiesystem umgebaut werden: weg von fossilen Energien hin zu mehr erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft, Biomasse und erneuerbare Gase.
Laut dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz soll die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, unter Beachtung strenger ökologischer Kriterien, von 2020 ausgehend bis 2030 um mindestens 27 Terrawattstunden (TWh) gesteigert werden. 11 TWh entfallen dabei auf Photovoltaik, 10 TWh auf Windkraft, 5 TWh auf Wasserkraft und 1 TWh auf Biogene.
Die Bundesländer spielen bei der Erreichung dieser Ziele eine wesentliche Rolle. Der bisher erfolgte Ausbau von erneuerbaren Stromerzeugung ist je nach Bundesland und Energieträger höchst unterschiedlich. Dies zeigen die beiden Karten-Grafiken zur Stromerzeugung und der installierten Leistung.
Das Ausbau-Potenzial eines Bundeslands hängt von verschiedenen Faktoren ab. Im städtischen Bereich wie in Wien werden aufgrund der begrenzten Fläche weniger Windräder stehen. Im Burgenland gibt es aufgrund der flachen Landschaft und der fehlenden Flüsse geringere Möglichkeiten für die Wasserkraft. Doch es gibt in den meisten Bundesländern noch enormes Potenzial, das bisher nicht oder zu wenig ausgeschöpft wird. Im Zuge der Erstellung des Österreichischen Netzinfrastrukturplans (ÖNIP) erfolgten u.a. technologiespezifische Potenzialabschätzungen für die einzelnen Bundesländer. Die ersten Schritte, um das zu verändern, sind die Ausweisung von genügend Flächen für erneuerbare Energie sowie der Ausbau der Stromnetze.
Niederösterreich ist Photovoltaik-Spitzenreiter, keine Windräder im Westen
Der Vergleich pro Bundesland zeigt, dass Niederösterreich als größtes Flächenland im Jahr 2022, gefolgt von Oberösterreich und Tirol den meisten Strom aus erneuerbarer Energie produzierte. Den niedrigsten absoluten Anteil an der Erzeugung von erneuerbarem Strom in Österreich haben naturgemäß die Bundesländer mit der geringsten Fläche, also das Burgenland, Vorarlberg und Wien.
Beim Vergleich nach Erzeugungsform sind für den Bereich Photovoltaik neben Niederösterreich Oberösterreich und die Steiermark die Vorreiter. Im Bereich der Windkraft sind vor allem drei Bundesländer zu nennen: Niederösterreich hat mit 56 Prozent die Nase vorne, danach folgt das flächenmäßig kleine Burgenland mit 35 Prozent sowie die Steiermark (7 %). Tirol, Salzburg und Vorarlberg erzeugen bis dato keinen Strom aus Windkraft. Für die Stromproduktion aus Wasserkraft zeigt sich, dass die beiden Bundesländer entlang der Donau (Oberösterreich und Niederösterreich) sowie Tirol die Spitzenreiter sind. Bei Biomasse können Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark den höchsten Anteil verzeichnen.
Die erneuerbare Stromerzeugung unterliegt jährlichen Schwankungen. Beispielsweise kann es durch Trockenheit zu niedrigen Wasserständen kommen, womit die Erzeugung durch Wasserkraft geringer ausfällt. Daher lohnt sich ein Blick auch auf die installierte Leistung von erneuerbaren Energien in den Bundesländern.
Bei der insgesamt in Österreich installierten Leistung sind Niederösterreich und Tirol Spitzenreiter. Kleinere Bundesländer können aufgrund der kleineren Fläche tendenziell weniger zur insgesamt in Österreich installierten Leistung beitragen als größere Bundesländer.
Bei der gesamten installierten Leistung an erneuerbarer Energie überholt Kärnten mit 14 Prozent im Jahr 2022 knapp Oberösterreich und reiht sich nach Niederösterreich und Tirol auf den dritten Platz ein. Die Bundesländer Wien, Burgenland und Steiermark weisen die geringsten Anteile auf. Kleine Bundesländer wie Wien können im Vergleich zu anderen Bundesländern schwerer einen hohen Anteil erreichen, da die Fläche geringer ist.