Energiewende

Wie schreitet der Ausbau von Erneuerbaren Energien in Österreich voran?

Österreich deckt derzeit rund ein Drittel seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen, vor allem durch Wasserkraft und Biomasse. Im Verkehrsbereich sowie bei der Erzeugung von Wärme (Heizung, Warmwasser, Industrie) ist der Bedarf an fossilen Energien hoch, weshalb insgesamt noch zwei Drittel des Energiebedarfs nicht erneuerbar sind.

Um den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf mindestens 57 Prozent zu heben, wird vor allem der Ausbau von Photovoltaik und Wind für die Erzeugung von Strom stark angekurbelt. Zusätzlich gilt es, den Verkehrs- und Wärmesektor auf Erneuerbaren-Kurs zu bringen, unter anderem mit klimafreundlichen und energieeffizienten Technologien wie zum Beispiel Wärmepumpen oder E-Fahrzeugen. Auch erneuerbare Gase wie Biomethan und Wasserstoff sind notwendig, um Erneuerbaren-Anteile zu steigern.

Das Energiesystem Österreichs ist mitten in einem tiefgreifenden Wandel. Im Jahr 2022 wurden rund 34 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen, hauptsächlich Wasserkraft und Biomasse, gewonnen. Diese Zahl positioniert Österreich im Spitzenfeld der Europäischen Union (Platz 7), was den Anteil erneuerbarer Energien betrifft. Der Rest, also etwa zwei Drittel der Energieversorgung, stützt sich nach wie vor auf fossile Energieträger wie Kohle, Erdgas und Öl, die überwiegend importiert werden müssen.

Entwicklung Erneuerbaren-Anteile am österreichischen Energiemix

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Quelle: Statistik Austria 2023

Um den europäischen Green Deal voranzubringen und die damit verbundenen Ziele als Mitgliedsstaat zu erreichen, muss Österreich den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf mindestens 57 Prozent steigern. Da sich Österreich zum Ziel gesetzt hat, bis 2040 klimaneutral zu sein, muss auch der Energieverbrauch bis dahin soweit möglich – also nahezu 100 Prozent -  auf Erneuerbare umgestellt werden. Um bis 2040 klimaneutral werden zu können, sollte der Anteil bis dahin nahezu 100 Prozent erreichen. Diese ambitionierten Ziele erfordern eine drastische Reduktion des Einsatzes fossiler Energieträger.

Im Verkehrssektor wird heute hauptsächlich Öl (bzw. Benzin, Diesel und Kerosin) für Fahrzeugantriebe genutzt, während in der Stahlerzeugung noch immer Kohle eine zentrale Rolle spielt. Gas dient als vielseitiger fossiler Energieträger, der sowohl in der Industrie als auch für Fernwärme und Heizungen in Österreich noch weit verbreitet ist.

Gebäude und Verkehr auf Klimakurs bringen

Ein Blick auf den gesamten Energieverbrauch (Bruttoinlandsverbrauch) in Österreich im Jahr 2022 verdeutlicht: Die Bereiche "Wärme & Kälte" sowie "Verkehr" stehen im Fokus der zukünftigen Transformationsbemühungen. Der Anteil erneuerbarer Energien in diesen Sektoren beträgt lediglich 31 Prozent bzw. 10 Prozent. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen besonders diese Sektoren ins Visier genommen werden. Hier kommen intelligente Technologien ins Spiel, die nicht nur mit erneuerbare Energien arbeiten, sondern auch die Energieeffizienz steigern, und damit den Gesamtverbrauch senken. Der Anteil, der bisher durch Fossile abgedeckt wird, muss somit künftig nicht gänzlich durch Erneuerbare abgedeckt werden.

Bruttoinlandsverbrauch Energie 2022 nach Sektoren

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Quelle: Statistik Austria 2023

Mehr Energieeffizienz mit klimafreundlichen Technologien

Im Sektor "Wärme & Kälte" lässt sich Energie intelligenter nutzen, indem der Gebäudebestand Österreichs saniert wird und fossile Heizsysteme durch klimafreundliche Alternativen getauscht werden. Daher gewinnen in diesem Sektor neben der Fernwärme vor allem Wärmepumpen und Biomasseheizungen an Bedeutung. Diese Technologien nutzen erneuerbare Ressourcen und bieten gleichzeitig eine hohe Energieeffizienz. Der Marktbericht zu den Technologien zeigt, dass der Markt für Wärmepumpen seit 20 Jahren kontinuierlich wächst. Im Jahr 2023 wurden mehr als 57.000 Wärmepumpen verkauft und 15.900 Biomasseheizungen installiert. In der Industrie spielen über die erwähnten Technologien hinaus auch andere eine Rolle: Insbesondere zur Erzeugung hoher Prozesstemperaturen werden als Alternative zu Erdgas künftig Strom, Wasserstoff oder Biomethan eingesetzt.

Der Individualverkehr kann durch den Umstieg auf Elektroantriebe, die wesentlich effizienter sind als Verbrennungsmotoren, erheblich zur Reduktion fossiler Brennstoffe beitragen. Zudem spielt die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf aktive Mobilität und öffentliche Verkehrsmittel, unterstützt durch Initiativen wie das Klimaticket, eine zentrale Rolle in der Erhöhung der Energieeffizienz.

Strom für Energiewende zentral

Moderne Technologien sind zum Großteil strombasiert, wie etwa Wärmepumpen und Elektroautos. Sie können Energie – richtig eingesetzt – wesentlich effizienter in Wärme oder Mobilität umwandeln. Das wird mittelfristig zwar zu einem deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs führen, der Gesamtenergieverbrauch für diese Anwendungen wird jedoch sinken. Der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion ist daher von zentraler Bedeutung: Im Jahr 2023 wurden 84 Prozent des öffentlichen Stroms aus erneuerbaren Quellen erzeugt, vor allem dank Wasserkraft und des Ausbaus von Photovoltaik und Windkraft. Im Jahr 2023 ist die PV-Leistung nach dem Rekordjahr 2022 nochmals um 69 Prozent gewachsen, die Batteriespeicherkapazität wurde nahezu verdreifacht. Und auch aus Wind lässt sich mit einem Wachstum von 9 Prozent an der installierten Leistung mehr Strom gewinnen.

Wärmepumpen liegen bei Haushalten und der Industrie im Trend

Der Markt für Wärmepumpen entwickelt sich bereits seit 20 Jahren positiv, doch seit 2022 ist das Interesse sprunghaft angestiegen: Zwar wurden 2023 um 7 Prozent weniger Wärmepumpen verkauft als 2022, gegenüber 2021 ergibt sich aber noch immer ein Plus von 48 Prozent.

Anzahl der jährlich in Österreich verkauften Wärmepumpen nach Einsatzgebiet

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Quelle: P. Biermayr et al (2024) Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2023; im Auftrag des BMK

Höhere Energiepreise, Unsicherheiten bei der Versorgung mit fossilen Energieträgern und immer bessere technische Lösungen führten dazu, dass sich seit 2022 mehr Haushalte denn je für eine Wärmepumpe entschieden haben – und damit auf eine besonders effiziente Technologie setzen. Der Markt ist zwar 2023 gegenüber dem Allzeit-Hoch von 2022 um 7 Prozent zurückgegangen, liegt aber noch immer 48 Prozent über den verkauften Einheiten des Jahres 2021. 43.439 neue Heizungswärmepumpen, 11.517 neue Brauchwasserwärmepumpen, 2.040 Wärmepumpen zum Einsatz in der Wohnraumlüftung sowie 162 zusätzlichen Industriewärmepumpen (+24%) wurden 2023 verkauft. Der Wirtschaftsbereich Wärmepumpe erzielte im Jahr 2023 einen Gesamtumsatz von 1,57 Milliarden Euro. Des Weiteren konnten im Jahr 2023 durch den Einsatz von Wärmepumpen netto 1,173 Mio. Tonnen CO2äqu Emissionen vermieden werden.

Für „Raus aus Öl und Gas“ also den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen stellt das Klimaschutzministerium im Umweltförderungsgesetz in den Jahren 2023 bis 2026 Förderungen in der Höhe von 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung, um langfristig attraktive Anreize für klimafreundliche Heizformen zu setzen.

Der Einbau einer Wärmepumpe (inkl. Bohrbonus) wird dabei mit bis zu 28.000 Euro gefördert. Nähere Infos auf kesseltausch.at

Biomasseheizungen nach wie vor stark nachgefragt

Die Erdgaskrise sorgte 2022 für ein noch nie dagewesenes Interesse an Biomassekessel. Infolgedessen legte der Verkauf von Biomasseheizungen von knapp 18.700 im Jahr 2021 um 66 Prozent auf 31.000 in 2022 zu. 2023 wurden wieder mehr als 15.900 Biomasseheizungen installiert. Biomasse kann nicht nur das Zuhause wärmen, sondern hat mit seiner Speicherfunktion und thermischen Umwandlungsfähigkeit eine hohe Bedeutung in der Energiewende.

Anzahl der jährlich in Österreich installierten Biomasseheizungen (bis 100 kWth)

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Quelle: P. Biermayr et al (2024) Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2023; im Auftrag des BMK

Biomasse ist eine der tragenden Säulen der erneuerbaren Energie. Mit festen biogenen Brennstoffen konnten 2023 rund 8,8 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden.

Nach den Rekordabsatzzahlen im Jahr 2022 ging der Biomassekesselmarkt 2023 - mit Ausnahme von Hackgut- und Stückholzkesseln, die relativ stabil geblieben sind - wieder annähernd auf das Niveau von 2021 zurück: Hauptverantwortlich für den Rückgang bei Pelletskesseln dürften die 2022 sehr hohen Pelletpreise gewesen sein.

Neben der klassischen Nutzung von Bioenergie zur Raumwärmebereitstellung steht zunehmend die Rolle der Bioenergie als Teil eines Gesamtsystems in Kombination mit anderen Erneuerbaren im Fokus. Hier können Biomassebrennstoffe vor allem als wetterunabhängige Energielieferanten und auch als Energiespeicher punkten.

Für „Raus aus Öl und Gas“ also den Umstieg auf klimafreundliche Heizungen stellt das Klimaschutzministerium im Umweltförderungsgesetz in den Jahren 2023 bis 2026 Förderungen in der Höhe von 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung, um langfristig attraktive Anreize für klimafreundliche Heizformen zu setzen. Der Einbau einer Biomasse-Heizung wird dabei mit bis zu 18.000 Euro gefördert. Nähere Infos auf kesseltausch.at

Boom bei Photovoltaik ist ungebrochen

Der Photovoltaik-Boom hielt auch 2023 an: Die Gesamtleistung wurde um 2,6 Gigawatt bzw. 69 Prozent gesteigert. Die kumulierte Gesamtleistung stieg auf fast 6,4 GWp.

Leistung des Photovoltaik-Zubaus und der gesamt installierten PV-Anlagen in Österreich (Megawatt Peak)

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Quelle: P. Biermayr et al (2024) Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2023; im Auftrag des BMK

Nicht nur in den eigenen vier Wänden greift Österreich häufiger zu erneuerbaren Energien. Auch das Dach trägt von Jahr zu Jahr mehr zur Energiewende bei: Nach einer fortlaufenden Steigerung der neu installierten Leistung wurde 2022 erstmals ein Zubau von mehr als 1 Gigawatt an Photovoltaik-Spitzenleistung geschafft (entspricht 1.000 Megawatt). 2023 wurde diese Marke noch deutlich übertroffen, denn gesamt 2,6 Gigawatt an PV-Leistung wurden zugebaut. Die meisten Lösungen waren klassische Aufdach-Anlagen. Freistehende Anlagen sowie Fassaden- und dachintegrierte Anlagen spielen noch eine untergeordnete Rolle, werden in Zukunft aber relevanter.

In Österreich waren damit Ende 2023 PV-Anlagen mit einer kumulierten Gesamtleistung von 6.395 MWp in Betrieb, was einem Wachstum von 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Schnitt können damit jährlich etwa 6,4 Terawattstunden Strom erzeugt werden.

Für das laufende Jahr werden weitere Zuwächse erwartet, da seit Jänner 2024 für PV-Anlagen bis 35 Kilowattpeak sowie dazugehörige Speicher die Nullsteuer gilt

Verdreifachung bei installierten PV-Batteriespeichern

Den mit Photovoltaik-Anlagen selbst produzierten Strom wollen Österreichs Haushalte und Unternehmen auch vermehrt selbst verbrauchen und greifen daher zu Batteriespeichern. 2023 hat sich die gesamt installierte Speicherkapazität gegenüber 2022 um den Faktor 2,6 erhöht, was beinahe einer Verdreifachung entspricht.

Leistung des Photovoltaik-Batteriespeicher-Zubaus und der gesamt installierten PV-Batteriespeicher in Österreich (Megawattstunden nutzbare Kapazität)

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Quelle: P. Biermayr et al (2024) Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2023; im Auftrag des BMK

Energie aus der eigenen Photovoltaik-Anlage kann nicht immer sofort verbraucht werden, wenn sie erzeugt wird – und auch die Einspeisetarife für in das Netz eingespeisten Photovoltaik-Strom sind zuletzt wieder gesunken. Darum legen sich immer mehr Menschen auch ein Batteriespeichersystem zu, wie die Statistik zeigt. Nach einem kontinuierlichen Anstieg der neu installierten Speicherkapazität von 2014 bis 2019 stieg in den Folgejahren die jährlich neu installierte Speicherkapazität im Vergleich zum Vorjahr jeweils deutlich an und erreichte bereits 2022 mit einem Zuwachs von 230 MWh einen Höchstwert. Für das Jahr 2023 ergab die Erhebung mit ca. 57.007 neu installierten PV-Speichersystemen mit einer kumulierten nutzbaren Speicherkapazität von ca. 792 MWh erneut einen Rekordzubau.

In Österreich sind damit insgesamt mehr als 94.000 PV-Speichersysteme mit einer kumulierten nutzbaren Speicherkapazität von 1.274 MWh im Einsatz.

Seit Jänner 2024 gilt für PV-Anlagen bis 35 Kilowattpeak sowie dazugehörige Batteriespeicher die Nullsteuer.

2023 brachte 70 neue Windräder

Die Windkraft ist ein wichtiger Partner der Photovoltaik, denn im Gegensatz zum Sonnenstrom ist die Windenergie besonders in der kälteren Jahreshälfte erzeugungsstark. Im Jahr 2023 konnte die Erzeugungsleistung brutto um 331 MW gesteigert werden – der zweithöchste Zubau in der Geschichte der Windkraft in Österreich. 10 Windräder mit 19 MW wurden abgebaut, was einen Netto-Zubau von 312 MW und eine Steigerung der installierten Leistung von 9 % ergibt.

Windkraft-Zubau (netto) und gesamt installierte Windkraft-Leistung in Österreich (MW)

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Quelle: P. Biermayr et al (2024) Innovative Energietechnologien in Österreich – Marktentwicklung 2023; im Auftrag des BMK

Von den insgesamt 70 erbauten Anlagen entfielen 44 Anlagen mit 227,6 MW auf Niederösterreich und 23 Anlagen mit 90,5 MW auf das Burgenland. Vier Windräder mit 12,8 MW wurden in der Steiermark errichtet. 

Ende des Jahres 2023 waren damit 1.426 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 3.885 MW am Netz. Diese Leistung ermöglicht eine durchschnittliche jährliche Stromproduktion von mehr als 8 TWh, was etwa 12 % des österreichischen Stromverbrauchs beziehungsweise 2,55 Mio. Haushalten entspricht.

Der gesamte Marktbericht ist auf der Webseite Nachhaltig Wirtschaften zu finden.