Verbrauch

Wie war der Gasverbrauch in der Heizperiode?

Erstmals seit 2022 lag der Gasverbrauch während einer Heizperiode über dem Fünfjahresschnitt vor Beginn der Energiekrise. Die Gründe dafür waren ein kälterer Winter sowie der erhöhte Gasbedarf für die Stromerzeugung, da zu wenig Strom aus Wasserkraft produziert werden konnte.

Die Bilanz zur Heizperiode 2024/25 zeigt, dass der Gasverbrauch trotz anhaltender Bemühungen um Einsparung und Energiewende gegenüber den Vorjahren gestiegen ist. Verantwortlich dafür waren vor allem ein kälterer Winter und die verstärkte Nutzung von Gas zur Stromerzeugung – ausgelöst durch wetterbedingte Einbußen bei der Wasserkraft. Gleichzeitig bewährten sich die gut gefüllten Gasspeicher als stabile Säule der Versorgungssicherheit, insbesondere nach dem endgültigen Stopp russischer Gaslieferungen über die Ukraine.

Die Bilanz zeigt

  1. die Entwicklung des Gasverbrauchs im Zeitvergleich
  2. den Einfluss niedrigerer Temperaturen auf den Gasverbrauch
  3. die erhöhte Erzeugung von Strom aus Gaskraftwerken
  4. veränderte Gasflüsse durch den Lieferstopp Russlands über die Ukraine-Route
  5. den Füllstand der Gasspeicher zum Ende der Heizperiode

1. Gasverbrauch unter 5-Jahresschnitt, allerdings höher als in vergangenen beiden Heizperioden

Mit einem gesamten Gasverbrauch von 74,4 TWh liegt das Jahr 2024 abermals unter dem Gasverbrauch 2023 von 75,0 TWh und deutlich unter dem Niveau des Durchschnitts aus 2018 bis 2022 (91 TWh).

In der abgelaufenen Heizperiode – also den letzten drei Monaten des Jahres 2024 und den ersten drei Monaten von 2025 – stellte sich die Situation etwas anders dar: Mit der Ausnahme von Oktober lag der monatsbezogene Gasverbrauch im einstelligen Prozentbereich über oder unter dem 5-Jahres-Schnitt. Sowohl im November 2024 als auch im Februar kam es zu einem Gasverbrauch, der 5 bzw. 13 Prozent über dem Niveau der durchschnittlichen November- bzw. Februarmonate der Jahre davor lag.

Entwicklung des monatlichen Gasverbrauchs zwischen Mai 2024 und April 2025 gegenüber den Monatsdurchschnitten der jeweils vorangegangenen fünf Jahre (in Prozent)

Grafik-Beschreibung über Button nach der Grafik erreichbar.
Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von AGGM

In Summe lag der Gasverbrauch der abgelaufenen Heizperiode mit 57,3 TWh zwar noch knapp unter dem Durchschnitt der letzten fünf Heizperioden (58,1 TWh), aber doch deutlich über dem Niveau der Winter 22/23 und 23/24. Hauptgründe dafür sind die niedrigeren Temperaturen (wodurch der Heizbedarf gestiegen ist) als auch mehr Gasbedarf zur Erzeugung von Strom in Gaskraftwerken.

Der Gaseinsatz in Kraftwerken (Gaskraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplung) liegt mit 17,2 TWh deutlich über dem Niveau der vergangenen beiden Jahre und entspricht im 10-jährigen Vergleich dem dritthöchsten Verbrauch für Strom/Wärme einer Heizperiode, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

Gasverbrauch der vergangenen zehn Heizperioden in Österreich (in TWh)

Grafik-Beschreibung über Button nach der Grafik erreichbar.
Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von AGGM

2. Höherer Gasverbrauch durch niedrigere Temperaturen

Neben dem höheren Gaseinsatz in Kraftwerken stieg der Gasverbrauch allerdings auch, da der Winter kälter als die vorherigen beiden Winter war. Die Korrelation zwischen Temperatur und Gasverbrauch lässt sich anhand der Entwicklung der Heizgradsummen erkennen. Heizgradsummen betrachten die Lufttemperatur im Außenbereich und die erwünschte Raumtemperatur in Räumen und errechnen daraus den Heizbedarf. Je kälter die Außentemperaturen, desto höher die Heizgradsummen und desto höher der Energiebedarf zum Heizen.

Die Heizgradsummen drücken aus, wieviel in einem Winter insgesamt geheizt werden muss (genau: Die Summe aller Temperaturdifferenzen zwischen einer bestimmten Raumtemperatur – hier 20° C – und dem Tagesmittel der Lufttemperatur, falls diese gleich oder unter einer Heizgrenztemperatur von 12° C liegen).

Im Winter 24/25 lagen die Heizgradsummen mit 2.600 fast 3 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Heizperioden, und deutlich über den letzten beiden Wintern. Sowohl für Heizungen als auch für – meist städtische – Fernwärme spielt Gas in Österreich noch eine große Rolle. Weil es im abgelaufenen Winter kälter war, wurde auch mehr Gas für Raumwärme eingesetzt.

Heizgradsummen der vergangenen zehn Heizperioden in Österreich

Grafik-Beschreibung über Button nach der Grafik erreichbar.
Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von Statistik Austria

3. Weniger Strom aus Wasserkraft, mehr aus Gaskraftwerken

Neben der Wirkung der Außentemperaturen auf das Heizen spielt das Wetter auch bei der Stromversorgung eine große Rolle. Das ist der zweite Grund, wieso der Gasverbrauch in der Heizperiode 24/25 gegenüber den letzten beiden Wintern höher war: Es wurde mehr Gas für die Stromerzeugung eingesetzt als üblich. Von November 2024 bis Februar 2025 – den Hauptmonaten der Heizperiode – lag die Summe an Stromerzeugung in Gaskraftwerken zwischen 13 und 37 Prozent über dem Niveau der jeweiligen Monatsdurchschnitte der vergangenen fünf Jahre.

Entwicklung der monatlichen Stromerzeugung in Gaskraftwerken zwischen Mai 2024 und April 2025 gegenüber den Monatsdurchschnitten der vergangenen fünf Jahre (in Prozent)

Grafik-Beschreibung über Button nach der Grafik erreichbar.
Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von ENTSO-E

Dank des Zubaus bei Photovoltaik und Windkraft konnte in der Heizperiode 24/25 mehr Strom aus Sonne und Wind gewonnen werden als in den fünf Heizperioden davor. Dieses Plus konnte den starken – durch geringe Niederschläge bedingten – Rückgang bei der Wasserkraft jedoch nicht ausgleichen. Zwar war der Hochwasser-Oktober 2024 noch eindeutig über dem Oktober-Durchschnitt der letzten Jahre (was auch mit einem starken Rückgang der Stromerzeugung mit Gas korrespondiert). In den Folgemonaten war die Stromerzeugung mit Wasserkraft durchgängig unterdurchschnittlich, im Februar 2025 kam auch eine geringere Erzeugung mit Windkraft hinzu. In Summe musste mehr Gas für die Stromerzeugung eingesetzt werden.

Entwicklung der monatlichen Stromerzeugung mit Wasserkraft zwischen Mai 2024 und April 2025 gegenüber den Monatsdurchschnitten der vergangenen fünf Jahre (in Prozent)

Grafik-Beschreibung über Button nach der Grafik erreichbar.
Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von ENTSO-E

Rezession, Energieeffizienz und Gasausstieg dämpfen den Gasverbrauch

In die andere Richtung – verbrauchsdämpfend auf den Gasverbrauch – wirkte etwa der Ersatz von ca. 61.000 Gasheizungen, die in den vergangenen drei Jahren im Rahmen der Sanierungsoffensive des Bundes gefördert wurden. Auch Energieeffizienzmaßnahmen in Industrie und vielen Betrieben sowie der Umstieg von Gas auf andere Energieträger zur Bereitstellung von Prozesswärme haben dazu geführt, dass weniger Gas gebraucht wird. Die anhaltende Rezession wirkt ebenfalls mindernd auf den Gasverbrauch: Der Energieeinsatz ging insbesondere in der Industrie zurück. Das dämpft den Verbrauch nicht nur bei Gas, sondern auch bei Strom und anderen Energieträgern.

4. Gasversorgung seit Gaslieferstopp Russlands neu aufgestellt

Mitten in der vergangenen Heizperiode ereignete sich ein historisches Ereignis, wodurch sich die Gasversorgung nachhaltig veränderte und die Reserven in den Gasspeichern zwischenzeitlich mehr gefordert wurden, als üblich. Russland hat mit 1. Jänner 2025 sämtliche Gasflüsse über die Ukraine eingestellt. Österreich kommt seither ohne dieses russische Pipeline-Gas aus. Der Lieferstopp von russischem Gas via Ukraine (und weiter durch die Slowakei nach Österreich) ist anhand der Tagessummen der physischen Gasflüsse ersichtlich, die sich ab diesem Zeitpunkt neu sortiert haben: Flüsse via Slowakei gingen auf null zurück, während Flüsse via Deutschland anstiegen und später auch um unstetere Flüsse aus Italien ergänzt wurden.

Tagessummen der physischen Gasflüsse an wichtigen Grenzübergabepunkten in Österreich (in GWh, russisches Gas: bis 1. Jänner 2025 via Slowakei)

Grafik-Beschreibung über Button nach der Grafik erreichbar.
Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von AGGM

5. Füllstand zum Ende der Heizperiode 2024/25 niedrig, jedoch im üblichen Rahmen

Während sich die Gaslieferflüsse neu ordneten, wurde der Gasbedarf zu einem großen Teil gedeckt, indem Gas aus den Speichern entnommen wurde. Mit Ende der Heizperiode – am 31. März 2025 – betrug der Füllstand in den Gasspeichern noch 43,5 Prozent. Die Ausspeicherung war im Vergleich zu den vergangenen Heizperioden (2022/23 und 2023/24) zwar höher, ist jedoch im historischen Vergleich in einem üblichen Rahmen. Im Durchschnitt waren die Speicher nach Ablauf der vergangenen zehn Heizperioden zu 39 TWh gefüllt.

Speicherinhalt der Gasspeicher, jeweils zu Beginn und nach Ablauf der Heizperiode in Österreich (in TWh)

Grafik-Beschreibung über Button nach der Grafik erreichbar.
Quelle: Österreichische Energieagentur auf Basis von AGSI