Ist Österreich gut auf Versorgungsengpässe mit Energie vorbereitet?
Ja, es gibt umfassende Maßnahmen, um auf unterschiedliche Versorgungsengpässe mit Energie vorbereitet zu sein. Es gibt Notfallpläne im Bereich Erdgas, Erdöl und Erdölerzeugnisse, Elektrizität wie auch für radiologische Notfälle. Die Bestandsaufnahme und Bewältigung möglicher Krisenszenarien im Bereich Energie sind zentral in der Broschüre zum Krisenvorsorgemanagement 2022 festgehalten.
Speziell für die Energiekrise seit Februar 2022 wurden in den vergangenen Monaten umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung der Gasversorgung getroffen. Eine der wichtigsten ist die Beschaffung einer Strategischen Gasreserve sowie eine gute Befüllung der heimischen Gasspeicher. In den Grafiken ist der aktuelle Speicherstand der heimischen Gasspeicher zu sehen sowie der Gasspeicherstand im Vergleich zum Vorjahr. Die dritte Grafik zeigt, wem das Gas in den heimischen Gasspeichern gehört – diese Information ist wesentlich, da bei einem Energieversorgungsengpass die Eigentumsverhältnisse zu beachten sind.
Die Übersicht in Tortendiagrammform zeigt die Eigentumsverhältnisse in den österreichischen Gasspeichern.
A) zeigt die Strategische Gasreserve. Die strategische Gasreserve ist ein staatlich kontrollierter Erdgas-Vorrat der Bundesregierung, um die Energieversorgung in Österreich sicher zu stellen. Gesamt umfasst sie 20 TWh. 19,46 TWh davon sind bereits in den österreichischen Speichern, die 0,54 TWh liegen in einem slowakischen Speicher, der direkt an Österreich angebunden ist.
Der Tortenteil B) zeigt die „immunisierten Mengen“, die derzeit 5,57 TWh ausmachen. Darunter werden jene Gasmengen verstanden, die Unternehmen gemäß Energielenkungsgesetz §26a selbst eingespeichert und auf die sie auch im Falle einer Energielenkung Zugriff haben.
Neben der strategischen Gasreserve und den immunisierten Mengen liegen weitere Gasmengen in den Speichern, die für geschützte Kund:innen in Österreich vorgesehen sind. Derzeit sind das 6,77 TWh (C). Geschützte Kund:innen sind z.B. Haushalte und soziale Dienste wie Krankenhäuser, die immer mit Energie versorgt werden.
Das Tortenteil D) zeigt weitere sonstige Mengen, die österreichische Speicherkund:innen in den Speichern eingelagert haben. Diese Mengen sind laut Einschätzung der E-Control mit höherer Wahrscheinlichkeit für den österreichischen Markt vorgesehen, können aber auch an nicht-österreichische Kund:innen verkauft werden.
Die beiden beige eingefärbten Anteile E) und F) stellen jene Mengen dar, die Speicherkund:innen aus dem Ausland in unseren Speichern liegen haben. Nur 0,39 TWh ist dabei für konkrete Endkund:innen aus anderen Länder bestimmt. 45,19 TWh an Gas haben Unternehmen aus anderen Ländern bei uns gespeichert. Bei diesen Unternehmen handelt es teilweise um internationale Gashändler, die nicht vorab festlegen, in welchem Land sie das eingelagerte Gas verkaufen.
Das Auffüllen der Speicher ist wichtig, denn Russland hat den Angriffskrieg auf die Ukraine noch immer nicht beendet. Damit bleibt auch das Risiko eines Totalausfalls der über ukrainisches Staatsgebiet laufenden Pipeline aufrecht. Zudem läuft mit Ende 2024 der Vertrag über den Transit von russischem Gas durch die Ukraine aus. Das Klimaschutzministerium hat eine Diversifizierungspflicht für Akteure am Gasmarkt vorgeschlagen, die einen aktiven und sicheren Weg zum Ausstieg aus russischem Gas ermöglichen soll.