Versorgung

Ist Österreich gut auf Versorgungsengpässe mit Energie vorbereitet?

Ja, es gibt umfassende Maßnahmen, um auf unterschiedliche Versorgungsengpässe mit Energie vorbereitet zu sein. Es gibt Notfallpläne im Bereich Erdgas, Erdöl und Erdölerzeugnisse, Elektrizität wie auch für radiologische Notfälle. Die Bestandsaufnahme und Bewältigung möglicher Krisenszenarien im Bereich Energie sind zentral in der Broschüre zum Krisenvorsorgemanagement 2022 festgehalten.

Speziell für die Energiekrise seit Februar 2022 wurden in den vergangenen Monaten umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung der Gasversorgung getroffen. Eine der wichtigsten ist die Beschaffung einer Strategischen Gasreserve sowie eine gute Befüllung der heimischen Gasspeicher. In den Grafiken ist der aktuelle Speicherstand der heimischen Gasspeicher zu sehen sowie der Gasspeicherstand im Vergleich zum Vorjahr. Die dritte Grafik zeigt, wem das Gas in den heimischen Gasspeichern gehört – diese Information ist wesentlich, da bei einem Energieversorgungsengpass die Eigentumsverhältnisse zu beachten sind.

Füllstand Gasspeicher

Quelle: AGSI

Gasspeicherstand pro Monat im Vorjahresvergleich (in %)

Quelle: AGSI

Eigentumsverhältnisse in den Gasspeichern

Quelle: E-Control, Stand 18.03.2025

Die Übersicht in Tortendiagrammform zeigt die Eigentumsverhältnisse in den österreichischen Gasspeichern. 

A) zeigt die Strategische Gasreserve. Die strategische Gasreserve ist ein staatlich kontrollierter Erdgas-Vorrat der Bundesregierung, um die Energieversorgung in Österreich sicher zu stellen. Gesamt umfasst sie 20 TWh. 

Der Tortenteil B) zeigt die „immunisierten Mengen“, die derzeit 2,60 TWh ausmachen. Darunter werden jene Gasmengen verstanden, die Unternehmen gemäß Energielenkungsgesetz §26a selbst eingespeichert und auf die sie auch im Falle einer Energielenkung Zugriff haben.

Neben der strategischen Gasreserve und den immunisierten Mengen liegen weitere Gasmengen in den Speichern, die für geschützte Kund:innen in Österreich vorgesehen sind. Derzeit sind das 2,99 TWh (C). Geschützte Kund:innen sind z.B. Haushalte und soziale Dienste wie Krankenhäuser, die immer mit Energie versorgt werden.

Das Tortenteil D) zeigt weitere sonstige Mengen, die österreichische Speicherkund:innen in den Speichern eingelagert haben. Diese Mengen sind laut Einschätzung der E-Control mit höherer Wahrscheinlichkeit für den österreichischen Markt vorgesehen, können aber auch an nicht-österreichische Kund:innen verkauft werden.

Die beiden beige eingefärbten Anteile E) und F) stellen jene Mengen dar, die Speicherkund:innen aus dem Ausland in unseren Speichern liegen haben. Nur 0,12 TWh sind dabei für konkrete Endkund:innen aus anderen Ländern bestimmt. 13,44 TWh an Gas haben Unternehmen aus anderen Ländern bei uns gespeichert. Bei diesen Unternehmen handelt es sich teilweise um internationale Gashändler, die nicht vorab festlegen, in welchem Land sie das eingelagerte Gas verkaufen.

Angesichts der aktuell angespannten geopolitischen Situation und der Tatsache, dass die EU ihren Erdgasbedarf zu 90 Prozent durch Importe deckt, sind gut gefüllte Gasspeicher für die Gasversorgungssicherheit nach wie vor sehr wichtig. Deswegen haben sich die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, jeweils bis zum 1. November ihre Gasspeicher entweder zu 90 Prozent der Speicherkapazität oder im Ausmaß von 35 Prozent ihres durchschnittlichen Verbrauchs der letzten fünf Jahre zu befüllen. Dadurch wird sichergestellt, dass die Versorgung auch bei Lieferunterbrechungen aufrechterhalten werden kann. Insbesondere sind Versorger dazu verpflichtet, die Versorgung von geschützten Kunden (Haushalte, grundlegende soziale Dienste und Fernwärmeanlagen) für einen Zeitraum von insgesamt bis zu 45 Tagen zu gewährleisten. Darüber hinaus sind Gas-Kraftwerksbetreiber dazu verpflichtet, ausreichend Gas vorzuhalten, um ihre Erzeugungsanlagen bis zu 45 Tage versorgen zu können. Die strategische Gasreserve der Republik Österreich im Ausmaß von 20 TWh deckt rund 25 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Gasverbrauchs Österreichs ab und steht im Notfall im Rahmen der staatlich kontrollierten Energielenkung für die Versorgung zur Verfügung.